Nur opportunistischste und wagemutigste PR-Expert:innen würden eine Krise als Sprungbrett für Pitches nutzen, oder nicht? Wenn ein Pitch angemessen und förderlich für die Zielgruppe des Unternehmens oder des Kunden ist, bieten sich jedoch viele Möglichkeiten während einer Krisenkommunikation. Wer jedoch entscheidet, was wirklich angemessen ist und was nicht?

Vielen Reporter:innen und Redakteur:innen fällt es nicht sonderlich schwer, zwischen dem Angemessenen und dem Taktlosen zu unterscheiden. Storys und Produktvorschläge, die Leser:innen dabei helfen, sich in einer Krise zurechtzufinden, werden grundsätzlich begrüßt. Kommunikationsprofis können folgende Grundsätze während und nach einer Krise befolgen:

  • Einen Ersatzplan bereithalten: Auch gute Pläne können scheitern. Schnelllebige Ereignisse, die sich der Kontrolle entziehen, beispielsweise Umweltkatastrophen, können das ursprüngliche Konzept schnell überflüssig machen. Einen Plan B und C für diese Eventualität vorzubereiten, ist daher für eine erfolgreiche Krisenkommunikation von enormer Wichtigkeit.
  • Eine Ressource für Reporter:innen sein: In Notfällen, Krisen und bei Katastrophen sind Reporter:innen mehr denn je beschäftigt und müssen direkt am Ort des Geschehens sein. Wenn es sich bei einem Kunden beispielsweise um eine Restaurantkette handelt, die gerade eine Katastrophe durchlebt, sollte nicht nur eine Story über z. B. Lebensmittelsicherheit nach einem Stromausfall angeboten werden, sondern zusätzlich eine Handvoll spezifischer und hilfreicher Tipps zu diesem Thema verfasst werden.
  • Menschliches Interesse, heute und morgen: Von heroischen Rettungen durch Ersthelfer:innen bis hin zu außergewöhnlichen Taten von Mut und Furchtlosigkeit – während manche Menschen die Möglichkeit zu schätzen wissen, ihre persönlichen Erfahrungen unmittelbar nach einer Katastrophe kundzutun, und dies oftmals auf eine sehr emotionale Art und Weise, sollten PR-Experten:innen gewährleisten, dass die Emotionen des Moments für immer festgehalten werden. Im Anschluss sollte abgewehrt werden, was langfristige Folgen eines beispielsweise emotionalen Ausbruchs vor laufender Kamera sind oder abgeschätzt werden, ob womöglich das Preisgeben von Gefühlen sogar ein guter Schachzug sein könnte.
  • Direktes Handeln: Um Folgeberichte zu planen, sollte nicht bis nach dem Notfall gewartet werden. Wenn es sich beim Kunden beispielhaft um ein Krankenhaus oder Hospiz handelt, kann über posttraumatischen Stress und Fürsorge gesprochen werden. Dies sollte bereits im Voraus verfasst und durchgespielt werden, sodass man stehts bereit ist, als Erster zu berichten und für alles vorbereitet zu sein.

Pitching in einer Krise verlangt Fingerspitzengefühl und ein Gespür für das richtige Timing. Die Aufgabe besteht darin, die Arbeit für den Kunden oder Arbeitgeber zu erfüllen, aber auch Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit zu übernehmen. Sich immer einen zusätzlichen Moment Zeit zu nehmen, um die Menschen hinter jeder einzelnen Geschichte zu berücksichtigen und vermeidbare Fehler im Team zu kommunizieren ist in Momenten einer Krise essenziell wichtig.