Social Media setzte lange auf immer kürzer werdende Formate. TikTok prägte mit seinen Kurzclips eine ganze Medienlandschaft und verkürzte die Aufmerksamkeitsspanne der Konsument:innen. Nun deutet sich eine Wende an: TikTok öffnet sich Richtung Longform Content, führt 60-Minuten-Videos ein und wird damit zur Konkurrenz von YouTube. Kommt jetzt ein Comeback der langen Inhalte? Für die PR eröffnet das spannende Möglichkeiten.

Warum Longform Content wieder an Bedeutung gewinnt

Kurzvideos eignen sich perfekt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Sie sind schnell konsumiert, emotional aufgeladen und ideal für den viralen Effekt. Doch ihre Halbwertszeit ist kurz: Was heute im Feed auftaucht, ist morgen schon vergessen. Längere Formate dagegen bieten Tiefe, bleiben über Suchmaschinen länger auffindbar und erlauben eine authentische Auseinandersetzung mit Themen.

YouTube ist mit längeren Videos ohnehin auf Dauerrelevanz ausgelegt. Videos werden nicht nur über Google-Suche, sondern zunehmend auch über KI-Suchmaschinen gefunden. TikToks Schritt Richtung Longform deutet darauf hin, dass nun auch reine Kurzvideo-Plattformen mehr inhaltliche Tiefe ermöglichen wollen.

Von 15-Sekunden-Clips über Drei- und Zehn-Minuten-Videos bis hin zu aktuellen 60-Minuten-Formaten öffnet sich die App klar Richtung Storytelling und Tiefgang. Das Ziel: Creator und Inhalte anziehen, die bisher YouTube dominierten – von Tutorials bis Reportagen. Damit wird TikTok zur YouTube-Konkurrenz und bietet auch für die PR neue Möglichkeiten.

Vorteile von Longform Content in der PR

Für die PR ist Longform Content aus verschiedenen Gründen besonders wertvoll:

  • Glaubwürdigkeit und Vertrauen: Lange Formate wirken persönlicher und authentischer, wenn sie im richtigen Umfeld platziert werden. Unternehmen können ihre eigenen Erfahrungen teilen, Markenbotschaften einbetten und dabei Nähe schaffen.
  • Mehrwert: Tutorials, Erfahrungsberichte oder How-to-Videos liefern Orientierung und praktische Tipps. Es sind somit Inhalte, die länger relevant bleiben und die Reputation einer Marke stärken.
  • Sichtbarkeit: Dank Keywords, Titeln und Transkripten bleiben Inhalte über die Suche auffindbar, so dass sie zum Beispiel auch auf der Startseite von Google angezeigt werden – ein entscheidender Vorteil gegenüber flüchtigen Kurzclips.
  • Storytelling: Komplexe Themen lassen sich erklären, Produkte im Einsatz zeigen, Inspirationen entwickeln. Das ist in 15 Sekunden kaum möglich, in Longform Formaten hingegen gut umsetzbar. 

So lässt sich Longform Content in der PR einsetzen lässt

In der PR lohnt es sich, Longform Content nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu kurzen Formaten zu betrachten. Denkbar sind:

  • Eigene Markenkanäle: Unternehmen positionieren sich mit edukativen Formaten, von Tutorials über Q&As bis hin zu Einblicken hinter die Kulissen. Das schafft Dialog und stärkt die Beziehung zur Community.
  • Kooperationen mit Influencer:innen: Entscheidend ist, dass die Partnerschaft authentisch ist. Markenplatzierungen funktionieren dann, wenn sie zum Content-Stil und zu den Werten des Influencers passen. Persönliche Erfahrungsberichte oder inspirierende Unboxings sind hier besonders gut geeignet.
  • Integration in PR-Kampagnen: Längere Videoformate lassen sich hervorragend als Herzstück einer Kampagne einsetzen. Sie können Hintergrundinformationen liefern, Geschichten rund um ein Produkt erzählen oder inhaltliche Schwerpunkte setzen, die anschließend durch Shortform Content angeteasert werden.

Fazit: Longform als Ablösung oder Ergänzung?

Wird Longform Content den Shortform-Hype ablösen? Wahrscheinlich nicht. Kurze Clips bleiben essenziell, um Reichweite und schnelle Aufmerksamkeit zu generieren. Aber Longform Content gewinnt als dauerhafte Säule in der Kommunikationsstrategie an Bedeutung, und zwar dort, wo es um Vertrauen, Wissensvermittlung und Markenbindung geht.

Die Zukunft liegt also nicht im „Entweder-oder“, sondern im „Sowohl-als-auch“: Kurzformate, um ins Gespräch zu kommen und Longform, um im Gedächtnis zu bleiben.