Die Arbeitswelt steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Ob flexible Arbeitsmodelle, Remote Work oder jetzt auch die 4-Tage-Woche – Unternehmen erkunden verschiedene Ansätze, um die Arbeitswelt an die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter anzupassen und gleichzeitig die Effizienz zu steigern.

In einer Zeit, in der die Arbeitswelt im ständigen Wandel steht und die Ansprüche der Arbeitnehmer an ihre berufliche und persönliche Lebensqualität steigen, steht ein innovatives Konzept im Mittelpunkt der Diskussion: die 4 Tage Woche. Ab 2024 testet Deutschland für sechs Monate das Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche, um die deutschlandweite Umsetzbarkeit zu ergründen. Erste Unternehmen bestätigen bereits, dass Unternehmen mit der 32-Stunden-Woche ihre Produktivität und Attraktivität steigern können.

Pilotprojekt 4-Tage-Woche: ein innovatives Konzept im Fokus

So funktioniert das Modell der 4-Tage-Woche: Statt 40 Stunden arbeiten Mitarbeiter nur noch 32 Stunden, also einen Tag weniger in der Woche. Obwohl die Arbeitszeit verkürzt wird, bleibt das Gehalt gleich. Das Ziel: gleichbleibende Produktivität und weniger Stress und Arbeitsausfälle.

Deutschland startet nun auch mit dem ersten großen Projekt der 4-Tage-Woche. Der deutsche Versuch ist von dem britischen Vorgängerprojekt inspiriert, welches ein überraschend positives Ergebnis erzielen konnte. 2022 haben in Großbritannien insgesamt 61 mittelständische Unternehmen an einem sechsmonatigen Experiment teilgenommen und nur noch vier, anstatt fünf Tagen die Woche gearbeitet. Das Ergebnis: von den 61 teilnehmenden Unternehmen sind 56 bei dem 4-Tage-Modell geblieben. Ähnliche Erwartungen bestehen jetzt auch für das deutsche Projekt. Bei einer Reduktion der Arbeitszeit auf 80% sollen sowohl das Gehalt als auch die Arbeitsleistung auf demselben Niveau bleiben. Das deutsche Pilotprojekt findet in dem Zeitraum Februar bis August 2024 statt. Im Anschluss wird der Versuch durch die Universität Münster wissenschaftliche ausgewertet.

Die Vorteile der 4-Tage-Woche

Wie positiv sich das Arbeitsmodell auf die Unternehmen auswirken kann, zeigt nicht nur das britische Pilotprojekt. Zahlreiche Betriebe haben selbstständig die 4-Tage-Woche eingeführt und berichten von Erfolgen. Die 32-Stunden-Woche ermöglicht einen zusätzlichen freien Tag, der für wichtige Verpflichtungen genutzt werden kann, wie beispielsweise für einen Arztbesuch. Die Mitarbeitenden haben aber außerdem mehr Freizeit und die Möglichkeit sich auf persönliche Interessen und Aktivitäten außerhalb der Arbeit zu konzentrieren. Besonders Generation Y und Generation Z schätzen eine gesunde Work-Live-Balance und Zeit für sich. Dem Wunsch nach Freiheit kommt die 4-Tage-Woche gelegen. Aber nicht nur dass – weniger Arbeitstage können auch den Stress reduzieren, motivieren und langfristig die Gesundheit verbessern, mit dem Ergebnis: weniger Krankheitsbedingte Ausfälle.

Die reduzierte Arbeitszeit bedeutet also nicht zwangsläufig eine Verringerung der Arbeitsleistung. Der innovative Ansatz der 4-Tage-Woche kann die Mitarbeiterproduktivität erheblich steigern, was wiederum die Zufriedenheit positiv beeinflusst. Viele Mitarbeiter neigen dazu, ihre Arbeitsweise zu optimieren und effizienter zu arbeiten, um ihre Aufgaben in der verkürzten Zeit zu erledigen. Die gesteigerte Produktivität ermöglicht Unternehmen ihre Effizienz bei einer 4-Tage-Woche beibehalten oder sogar steigern zu können. Das innovative Arbeitsmodell hat sich zudem als sinnvolles Instrument des Recruitings herausgestellt und kann von Unternehmen gezielt genutzt werden, potenzielle Mitarbeiter anzulocken und zu binden. Weniger Mitarbeiterfluktuation bedeutet auch, dass die Kosten und der Aufwand für die Einstellung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter reduziert werden und das Unternehmen nach Außen als attraktiv wahrgenommen wird.

Eine Chance für die deutsche Arbeitswelt?

Obwohl die Stimmen für die 4-Tage-Woche zunehmen, gibt es auch weiterhin Kritik. In der aktuellen von Wettkampf geprägten Wirtschaft, muss Deutschland sich beweisen und die Produktivität und Geschwindigkeit hochfahren. Kritiker stellen in Frage, ob eine verkürzte Arbeitswoche unter dem Aspekt ein Schritt in die richtige Richtung ist. Die Machbarkeit einer 4-Tage-Woche hängt auch stark von der Branche und der Arbeit ab. In einigen Berufen ist eine Präsenz unumgänglich und das Modell nicht umsetzbar.

Zumal die Kritikpunkte durchaus ihre Berechtigung haben, sollte die Entwicklung des neuen Arbeitsmodelles nicht unterlassen werden. Selbstverständlich benötigt die 4-Tage-Woche noch viel Arbeit und kann nicht zeitnah für alle funktionierend umgesetzt werden. Mit dem richtigen Change-Management, das den Wandel des Betriebsablauf optimal begleitet, bietet die 4-Tage-Woche für Unternehmen sogar eine große Chance und könnte die Zukunft der Arbeit nachhaltig bestimmen.