Facebook, Twitter, Instagram und Co. müssen sich warm anziehen: Das chinesische Videoportal TikTok, ehemals Musical.ly, ist der aufstrebende Stern am Social-Media-Himmel. Die App funktioniert so: Die User drehen Videos in einer Länge von 15 Sekunden – seien es Lippen-Synchronisationen, kleine Tanz-Choreographien oder Scherze. Dazu gibt es die passende Musik, ein paar Video-Effekte und dann kann das fertige Video hochgeladen werden. Weltweit wurde die App bereits 1,2 Milliarden Mal heruntergeladen. Das macht TikTok hinter WhatsApp und Facebook Messenger zur drittbeliebtesten App. Im Durchschnitt verbringt der User rund 45 Minuten auf TikTok – und damit mehr Zeit als auf Facebook.

Entwickelt wurde die App vom Technologiekonzern ByteDance, der sich schnell zu einem der weltweit führenden Anwender von Künstlicher Intelligenz gemacht hat. Auf den ersten Blick könnte TikTok lediglich ein weiteres Netzwerk im großen Social-Media-Kosmos sein. Woher kommt aber der große Erfolg? Dahinter steckt vermutlich eine Strategie, die die Zukunft von Social Media bedeuten könnte.

TikTok und Künstliche Intelligenz

Das Erfolgsrezept von TikTok: scheinbar unerschöpfliche Werbebudgets und eine ausgefeilte KI-Technologie. Laut Wall Street Journal flossen bei ByteDance im vergangenen Jahr eine Milliarde Dollar allein in Social Ads. Außerdem arbeitete das Unternehmen vor dem Launch in den USA mit zahlreichen Stars wie Khloe Kardashian, Musiker Nick Jonas und Schauspielerin Nina Dobrev zusammen, die Content für die App generierten. So haben Social Ads und Kooperationen TikTok zu Bekanntheit verholfen. Der Grund jedoch, weshalb die User so überdurchschnittlich viel Zeit auf TikTok verbringen, ist der Algorithmus.

Der Gründer von ByteDance, Zhang Yiming, gilt in China bereits als Koryphäe auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Das Prinzip: Der Algorithmus merkt sich, auf welche Videos ein User klickt, welche Influencer ihn interessieren und welche Musik er präferiert. Diese Daten werden genutzt, um personalisierte Empfehlungen zu geben, die den Interessen und Wünschen des Users entsprechen.

Das Problem mit der Privatsphäre

In einer Zeit, in der die Privatsphäre und der Schutz persönlicher Daten so heiß diskutiert werden wie gerade, ist der rasante Erfolg von TikTok nicht unumstritten. Im Februar noch unter dem Namen Musical.ly bekannt, musste die Plattform bereits eine Geldstrafe in Höhe von 5,7 Millionen Dollar zahlen. Der Grund: Es wurden personenbezogene Daten von Kindern gesammelt und gespeichert.