In Deutschland sind die Unternehmen branchenübergreifend vom Fachkräftemangel betroffen. Sie stehen heute vor der großen Herausforderung, potentielle Bewerber mit passender Qualifikation für sich zu gewinnen, sie zu scouten und zu rekrutieren. Fast wie im Profisport. Denn eine ansprechend gestaltete Anzeige auf Jobbörsen scheint langsam nicht mehr auszureichen und könnte bald genauso der Vergangenheit angehören, wie der gedruckte Stellenmarkt der lokalen Tageszeitung. Für Recruiter und Personalmarketer entstehen durch die Digitalisierung immer neue Wege und Methoden, sich eigeninitiativ auf die Suche zu machen.

Strategien aus dem Marketing könnten dafür nicht nur als hilfreiche Orientierung dienen, sie sind fast in deckungsgleicher Form auch im Personalmarketing und Recruiting umsetzbar, wodurch sich Unternehmen sich nun vermehrt aktiv mit ihrer Zukunft beschäftigen, statt passiv auf den perfekten Bewerber zu warten. Dabei wird ihnen als Nachzügler die Arbeit deutlich vereinfacht. Denn was die Customer-Journey im Marketing ist, lässt sich problemlos auf das Recruiting übertragen und zudem auch passend benennen: die Candidate-Journey. Der einzige Unterschied zwischen beiden Strategien ist das Resultat – kein Kauf, sondern eine Bewerbung steht im besten Fall am Ende der Kette. Denn wie bummelnde Käufer legen auch Jobsuchende einen bestimmten Weg im Netz zurück. Egal ob gezielt oder willkürlich: Ihr Surfverhalten gibt Aufschlüsse über bestimmte Interessen und Kompetenzen. Sie hinterlassen eine Fußspur an Daten, die bei Recruitern ein Signal auslöst, wenn wiederholt Berührungspunkte auftreten. Denn es ist ihre Chance, dem Kandidaten ein passendes Angebot zuzuschicken – eigeninitiativ und zielgerichtet.

Zudem kommt es vor, dass Jobsuchende eine Stellenanzeige anklicken und sich diese durchlesen, die Bewerbung jedoch ausbleibt. Im Marketing bekannt unter dem Begriff „Warenkorbabbrecher“, die es mithilfe weiterer Werbemitteln zu reaktivieren gilt. Eine weitere Methode, die sich  auch im Recruiting heute wachsender Beliebtheit erfreut, da sie die Bewerbungsrate erfahrungsgemäß um ein Vielfaches erhöht. Es sind zwei von vielen Entwicklungen die wiederholt verdeutlichen, wie User im Netz begleitet werden. Sei es auch, um ihnen am Ende des Tages einen für sie passenden Job zu verkaufen. Für Jobsuchende könnte die Situation wohl schlechter sein.