Empfehlungen von Streamingdiensten oder digitalen Händlern sind bereits seit einigen Jahren keine beliebigen Anzeigen mehr. Stattdessen geht es speziell darum, dem richtigen User das passende Angebot zur richtigen Zeit zukommen zu lassen. Der Schlüssel zu dieser Art von Personalisierung soll Big Data sein, eines der Zauberworte der Digitalisierung. Big Data wird häufig als ein Sammelbegriff für Methoden zur Analyse riesiger Datenmengen verwendet, die sich nicht durch herkömmliche Prozesse, wie manuelles Zählen und Auswerten,  erfassen lassen.

Während sich Streaming-Anbieter dabei auf die Personendaten und die Nutzungshistorie ihrer User verlassen, versuchen Händler wie Amazon, durch komplexe Algorithmen ein digitales Profil der Käufer zu schaffen, das deren Bedürfnisse früh erkennt. Doch der Personalisierungstrend geht auch über digitale Angebote hinaus. Marken versuchen Produkte auf ihre Kunden zuzuschneiden und diese so unverzichtbar zu machen. Ein unschuldiges Beispiel, das die Idee jedoch sehr gut spiegelt, sind etwa die personalisierten „Micky Maus“-Hefte, die mit einem Preis von 15€ beweisen, dass Käufer gerne bereit sind, für ein personalisiertes Erlebnis etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

Warum Personalisierung?

Ein zynischer Leser könnte an dieser Stelle schnell urteilen: Der Wunsch nach Personalisierung ist natürlich ein Zeichen für unsere wachsende Selbstverliebtheit und Egomanie. In Zeiten der Selbstvermarktung fällt es uns schwer, uns um etwas zu kümmern, das nicht mit uns selbst zu tun hat. Das mag nicht komplett unwahr sein, doch es gibt eine interessantere Interpretation. Laut einer Studie der University of Texas lässt sich unser Wunsch nach Personalisierung durch zwei bedeutende Faktoren erklären: Die Informationsüberlastung und den Wunsch nach Kontrolle. Konfrontiert mit einer Masse an Informationen und Angeboten hilft uns das Rahmengefüge der personalisierten Erfahrung, inmitten des Chaos ein Gefühl der Übersicht zu erhalten. Ebenso sticht das maßgeschneiderte Angebot aus der Masse heraus – es ist besonders, nur für uns. Da das personalisierte Angebot unsere Interessen zugeschnitten ist, entwickelt sich ein Gefühl von Kontrolle. Selbst wenn dieses Gefühl eine Illusion ist, wirkt es beruhigend und einladend auf die Käufer-Psyche.

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