Expertenbeitrag von Dr. Markus Schmitz

Integration von Flüchtlingen in den bayerischen Arbeitsmarkt am Beispiel des Modellprojekts „Integration durch Arbeit“ (IdA) – Gute Erfahrungen führen zur bayernweiten Einführung

Die Regionaldirektion Bayern ist auf die große Herausforderung gut vorbereitet, Schutzsuchende in Bayern in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt nachhaltig zu integrieren. Dazu stehen zusätzliche finanzielle und personelle Mittel in angemessener Höhe zur Verfügung. Eine entscheidende Rolle spielen weiterhin zahlreiche Kooperationen und Netzwerke zwischen den Arbeitsmarktakteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Sozialpartnern.

Wir haben in Bayern frühzeitig damit begonnen, wertvolle Erfahrungen bei der Integration von Flüchtlingen in den bayerischen Arbeitsmarkt zu sammeln. Beispiel dafür ist das bayerische Modellprojekt „Integration durch Arbeit“ (IdA). Dieses hat die Regionaldirektion Bayern gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration (StMAS) sowie der bayerischen Wirtschaft, vertreten durch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw), ins Leben gerufen.

Im Projekt IdA ging es im Kern um die intensive Prüfung vorhandener Kompetenzen der Schutzsuchenden, erste berufspraktische Erfahrungen in Bayern und um das Erstellen von entsprechenden Fähigkeitsprofilen. Auf diesem Weg kann eine gezielte, individuelle Förderung entwickelt werden. Zielgruppe des Projekts waren Asylbewerber und Geduldete mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit. Diese durchliefen innerhalb von IdA zwei Stufen:

In der ersten Stufe stand für die Männer und Frauen ein zweimonatiger allgemeiner Deutschsprachkurs auf dem Plan. Gute Deutschkenntnisse sind die wichtigste Voraussetzung für eine Integration in den Arbeitsmarkt. Finanziert durch das bayerische Arbeitsministerium  startete die Sprachförderung in Bayern am 01. Juni 2015 an fünf Modellstandorten – München, Nürnberg, Regensburg, Augsburg und Mainburg. Daran schloss am 17. August 2015 nahtlos eine siebenmonatige berufsbezogene Integrationsförderung an. In diesem von der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit und der vbw finanzierten Angebot nahmen insgesamt 94 Männer und Frauen teil. Zentrale Bestandteile dabei waren das intensive Lernen von berufsbezogenen Sprachkenntnissen und berufsfachliche Inhalte in Kombination mit Praktika in Unternehmen der bayerischen Wirtschaft sowie Arbeitserprobungen in Werkstätten.

Nach eingehender Prüfung vorhandener Kenntnisse in Theorie und Praxis erfolgte am Ende des Projekts –  Mitte März 2016 –  die Erstellung präziser Fähigkeitsprofile. Diese stehen den Vermittlungs- und Beratungskräften für anschließende Integrationsschritte zur Verfügung. Vorteil dieser Profile ist die zielgenaue Ansprache von Arbeitgebern, was Beratung und Vermittlung deutlich beschleunigt.

Bilanz des Projekts – Zahlen, Daten, Fakten

Bereits zum 01. April 2016 konnten 30 der insgesamt 94 Teilnehmer direkt in Arbeit vermittelt werden. In den kommenden Monaten ist mit weiteren Integrationen zu rechnen. Zur Beurteilung des Erfolgs werden die folgenden sechs Monate nach Ende des Projekts zugrunde gelegt, so dass eine abschließende Beurteilung jetzt noch verfrüht ist.

Die Arbeitsaufnahmen erfolgten bisher zu etwa 90 Prozent im Helferbereich. Gründe dafür sind keine Anerkennung der ausländischen Berufsabschlüsse und die Tatsache, dass diese Menschen überwiegend keine Originalzeugnisse zur Verfügung haben. Dazu kommt, wie es sich in den Praktika gezeigt hat, dass die in den Herkunftsländern erworbenen Qualifikationen beziehungsweise beruflichen Erfahrungen oftmals nicht zu den Anforderungen des deutschen Arbeitsmarktes passen. Aber auch für solche Konstellationen, die jetzt öfters vorkommen werden, gibt es eine Lösung: die Bundesagentur hält dafür gesonderte Förderangebote bereit, die es den geringqualifizierten Flüchtlingen ermöglicht, im Betrieb einen Abschluss zu erwerben. Der Einstieg in den Arbeitsmarkt kann so den Aufstieg im Betrieb vorbereiten helfen.

Neben diesen Arbeitsaufnahmen wird ein Teilnehmer ab September 2016 eine Ausbildung beginnen, weitere vier beginnen ein betriebliches Langzeitpraktikum von sechs bis maximal zwölf Monaten (Einstiegsqualifizierung). In dieser Zeit erstattet die örtliche Agentur für Arbeit oder das Jobcenter dem Arbeitgeber einen Zuschuss von bis zu 216  Euro. Ziel der Förderung ist die Übernahme des Praktikanten in eine Ausbildung. Dieses Ziel werden drei der hier erwähnten vier Teilnehmer sicher erreichen.

Für die bis April nicht vermittelten Teilnehmer wurden in gemeinsamen Gesprächen mit Beratern der Arbeitsagenturen noch individuellere Integrationspläne entworfen.

Während des Projekts wurden von August 2015 bis März dieses Jahres insgesamt 117 Praktika beispielsweise in Handwerk, Pflege oder Hotel und Gastronomie durchgeführt. Auch das zeigt die guten Chancen auf dem bayerischen Arbeitsmarkt.

Aus dem Projekt konnten viele wertvolle Erfahrungen für die weitere Arbeit gewonnen werden. Die Teilnehmer waren sehr motiviert, diszipliniert und lernten fleißig. Dabei gab ihnen die Projektteilnahme Halt und Perspektiven. Ein berufsbezogener Deutschsprachkurs, als integrativer Bestandteil der Förderung, ist unerlässlich, um diese Menschen auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Für die Beratung und Aktivierung von Flüchtlingen ist interkulturelle Kompetenz entscheidend. Daher investiert die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit  intensiv in die Schulung der Mitarbeiter, die mit diesen geflüchteten Menschen arbeitet.

Die Zusammenarbeit der Partner Regionaldirektion Bayern, StMAS und vbw im Projekt war von regelmäßigem Austausch über den Projektverlauf auf verschiedenen Ebenen geprägt. Von Beginn an verstanden alle Partner das Projekt als ein Modell, das zu einem späteren Zeitpunkt  auf ganz Bayern übertragen wird. Die drei Partner haben in das Modellprojekt IdA knapp eine Million Euro investiert.

Fortsetzung von IdA – Flächeneinführung „IdA 1000“ in Bayern

 Aufgrund der positiven Erfahrungen aus dem Modellprojekt und dem gemeinsamen Interesse der Projektpartner, die Menschen mit Fluchthintergrund bei der Integration in den Arbeitsmarkt bedarfsgerecht zu unterstützen, wurde das Projekt IdA in diesem Jahr auf ganz Bayern ausgeweitet. In Summ wird die Teilnehmerzahl mindestens verzehnfacht. Eintritte erfolgen seit 01. Februar 2016 über das Jahr verteilt bis 01. September 2016. In diesen acht Monaten sind mehr als 1200 Eintritte in „IdA 1000“ geplant. Wenn wir eines aus vergangenen Zuwanderungs-Episoden gelernt haben, dann ist es, dass wir frühzeitig in die Kompetenzen der Menschen investieren und Motivationsverluste vermeiden müssen. Dann kann über die Teilhabe an der Arbeitsgesellschaft auch die gesellschaftliche Integration gelingen.