Nach P.U.N.K.T PR aus Hamburg, sind die Umsatzanteile von digitalen Produkten am Gesamtumsatz der führenden deutschen Verlage weiter gestiegen. Axel Springer ist derzeit Vorreiter der Verlage mit einen Digitalanteil von 48 Prozent aus den drei Sparten Bezahl-/Werbe-angebote, Vermarktungsmodelle, Performanceportale sowie Rubrikenangebote. Der Konzern ist für Online-Dienste wie Stepstone, Immonet, Idealo und gofeminin.de verantwortlich, allesamt mit monatlichen Besucherzahlen jenseits der Million. Zwar ist das Wachstum des Digitalumsatzes im Hause Axel Springer auf zuletzt 6,7 Prozent gesunken, dies ist allerdings in erster Linie auf größere Investitionen in den Aufbau von Bezahlinhalten und andere Infrastruktur-programme zurückzuführen. Zusätzlich trennt der Konzern die Bilanzen der einzelnen Sparten nicht mehr voneinander ab, wodurch Verluste aus dem Printgeschäft durch die Online-Erfolge kaschiert werden. Trotz der jüngsten Erfolge versucht Springer den klassischen Journalismus nicht zu vernachlässigen. Zuletzt wurden Gerüchte um einen Kauf des US-Medienkonzerns Forbes laut.

Einen noch größeren Digitalanteil hat inzwischen Hubert Burda Media. Der Verlag, der sich für Printprodukte wie die Bunte, Focus oder diverse Programmzeitschriften verantwortlich zeigt, hatte bereits früh begonnen, in alternative Geschäftsmodelle zu investieren. So gehören dem Verlag inzwischen die Mehrheiten an namhaften Mediaunternehmen wie Xing, Sevenload, Elitepartner und viele weitere. Der Digitalanteil des Unternehmens hat sich hierdurch auf nunmehr 50 Prozent gesteigert. Derzeit drängt der Verlag auf eine bessere Zusammenarbeit der einzelnen Sparten. Im Gegensatz zu seinen direkten Konkurrenten setzt er allerdings ausschließlich auf werbefinanzierte Plattformen ohne jeglichen Bezahlbereich.

Weiterhin in den Kinderschuhen stecken die Digital-Modelle der Verlagshäuser Gruner + Jahr und Bauer Media. Die Kassen des Familienunternehmens Bauer sind weiterhin prall gefüllt. Allerdingsliegt der Anteil der digitalen Medien am Gesamtumsatz weiterhin bei nur etwa vier Prozent. Gerade erst verstärkt der Verlag seine Bemühungen bei der Trans-formation von Printangeboten in Apps und gründete eigene Online-Portale wie Praxivita. Gleichzeitig versucht das Unternehmen durch Zukäufe sein digitales Profil zu schärfen. Mit Sunrise Systems wurde einerder führenden osteuropäischen Digitalvermarktungs-konzerne erworben. Internationale Käufe sollen das Profil des Unter-nehmens auch in Zukunft weiter schärfen. Der Digitalanteil des altehrwürdige Verlagshaus Gruner + Jahr hat zuletzt ein beachtliches Wachstum hingelegt, gehört allerdings mit einem Anteil von etwa zehn Prozent am Gesamtumsatz weiterhin nicht zu den Branchen-riesen im Online-Bereich. Zwar investiert der Verlag in Bewegtbildangebote und Apps, hält sich aber bei Zukäufen vergleichsweise zurück. Nach eigenen Angaben beschäftigte man sich mit insgesamt knapp 400 Unternehmen, allerdings ohne zu einem Abschluss zukommen. Einzig die Mehrheit an dem Online-Video-Vermarkter Advideum aus Frankreich für eine achtstellige Summe konnte vermeldet werden.

Die führenden deutschen Verlage sind inzwischen allesamt in digitale Vermarktungs-modelle eingestiegen, gehen hierbei allerdings sehr unterschiedlich vor. Während Axel Springer und Gruner + Jahr, wie etwa 30 Prozent der Verlage, auf Paid Content setzen, konzentrieren sich Bauer Media und Burda auf das Freemium-Model, bei dem die Redaktionen selbst entscheiden, welche Artikel kostenpflichtig sind. In der Menge der Investitionen halten sich Gruner + Jahr wie auch Bauer Media weiterhin merklich zurück und versuchen gezielt zu zukaufen oder auf eigene Innovationen zu setzen.

Axel Springer bewegt sich derzeit auf der schwierigen Schwelle, die digitalen Umsätze weiter voran zu treiben, ohne den Journalismus selbst zu vernachlässigen. Zwar betont Springer-Chef Mathias Döpfner weiterhin dessen Priorität, allerdings wolle man auch „weitere Akquisitionsmöglichkeiten nutzen“. Derzeit ist die Kasse des Verlags, allein schon wegen der Verkäufe des Hamburger Abendblattes oder der Hörzu, prall gefüllt. Der Konzern bezeichnet sich nach dem Deal, der insgesamt 920 Millionen Euro einbringen soll, als Schuldenfrei. Es gebe genügend Spielraum für weitere Zukäufe, betonte bereits Finanzchef Lothar Lanz auf der Bilanzpressekonferenz 2014. Somit erscheint eine weitere Steigerung des digitalen Geschäftes bei allen Verlagsgrößen, insbesondere aber im Hause Springer, sehr wahrscheinlich.