Wer junge Menschen damit beeindrucken möchte, dass er jetzt auch einen Facebook Account oder WhatsApp hat, der erntet vermutlich nur ein mildes Lächeln. Das angesagteste Social Network heißt nämlich: Snapchat. Der Video-, Foto-, und Chatdienst hat täglich mehr als 100 Millionen Nutzer, die zur Hälfte zwischen 16 und 24 Jahre alt sind. Mehr zur „App der Stunde“ erfahrt ihr heute im PR Blog.

Auf den ersten Blick überrascht es, dass gerade Snapchat eines der beliebtesten Social Networks ist und einen Wert von 16 Milliarden Dollar hat. Denn die App steht für etwas, das in sozialen Netzwerken untypisch ist: Authentizität. Die kleinen Videoschnipsel, Direktnachrichten oder Fotos, die mit Hilfe der App verschickt werden sind immer unmittelbar und flüchtig. Auf den zweiten Blick wird dann aber deutlich, dass genau das der Grund für die wachsende Fangemeinde ist: Authentizität und Unmittelbarkeit sind der unique selling point gegenüber „Selbstoptimierungs-Plattformen“ wie Instagram. Genutzt wir die App vor allem zwischen 8 und 15 Uhr, also während der Schulzeit oder in der Uni, was darauf hindeutet, dass das „Snappen“ eher unterhalten als informieren soll. Trotzdem versuchen auch Zeitungen wie der „Guardian“ mit eigenen Kanälen auf der App junge Menschen an die Zeitung zu binden.

Ein Grund dafür, dass die App bei Älteren bisher eher Achselzucken oder Kopfschütteln hervorruft, ist vermutlich, dass die Bedienung alles andere als intuitiv ist. Es dauert eine Weile bis man verstanden hat, dass Bilder bearbeitet und Geschichten erzählt werden können. Die App ist bunt, schrill und für manche unübersichtlich. Dabei ist das Prinzip einfach: Man kann Fotos machen oder Videos aufnehmen. Wenn man diese bearbeitet hat, hat man die Wahl sie entweder an seine Freunde zu schicken, oder sie der eigenen Geschichte hinzuzufügen. Bei ersterem sind sie nur für wenige Sekunden sichtbar. Wenn man sie der Geschichte zufügt wurden, so entsteht ein 24-Stundenlang sichtbares Video der Aneinanderreihung von Momenten. Da der Kontakt zu den Followern unmittelbar, direkt und vermeintlich authentisch ist, entdecken auch immer mehr Werber und Prominente die App für sich. Ihre Facebook-Accounts nutzen manche Stars sogar nur noch dafür, um auf ihren Snapchat-Kanal hinzuweisen.